Die TECH 2025 in Heilbronn – das war für mich kein gewöhnliches Branchentreffen, sondern ein Ort, an dem man den Wandel fast greifen konnte. Was mich am meisten beeindruckt hat? Die neue Offenheit und Energie der beiden Minister, die Lust auf Zukunft und das Gefühl, dass Deutschland tatsächlich wieder ins Machen kommt.
Top-Thema: Die Minister und das neue Momentum
Karsten Wildberger (Digitalminister) und Katarina Reiche (Bundeswirtschaftsministerin) standen im Zentrum der Aufmerksamkeit – und das völlig zu Recht. Wildberger wirkte wie ein Start-up-Gründer im Ministerium: pragmatisch, lösungsorientiert, voller Respekt für sein Team und mit einer klaren Botschaft: „Wir müssen endlich ins Tun kommen!“ Sein Plan für die digitale Brieftasche ist nicht weniger als der Versuch, das Portemonnaie überflüssig zu machen – und zwar Schritt für Schritt, mit europäischer Interoperabilität und offen für Innovationen aus dem privaten Sektor. Sein Learning: Perfektion ist der Feind des Fortschritts, lieber iterieren als ewig warten.
Katarina Reiche wiederum brachte eine erfrischende Klarheit und Ehrlichkeit in die Debatte: Deutschland muss raus aus dem Pessimismus, die Wirtschaft braucht Tempo, weniger Bürokratie, mehr Mut zur Reform und einen echten Fokus auf Technologie-Cluster, KI und Kapitalmarktunion. Ihr Appell: „Wir sind zum Erfolg verdammt!“ – und das war ansteckend. Wer tiefer einsteigen möchte: Die aktuelle Folge des Handelsblatt Disrupt Podcasts liefert die kompletten Interviews mit Wildberger, Sewing und Reiche – sehr hörenswert!
Mein Fazit zu den Ministern: Das könnte wirklich was werden mit dem neuen Schwung für die Wirtschaft. Zumindest war in Heilbronn ein echtes Gefühl des Aufbruchs für Deutschland spürbar.
Handelsblatt statt Sponsorenshow
Im Vorfeld hatte ich ehrlich gesagt die Sorge, dass die TECH 2025 zu einer reinen Bühne für den Hauptsponsor Schwarz Digits werden könnte – schließlich ist Rolf Schumann als CDO der Schwarz Gruppe eine prägende Figur der deutschen Digitalbranche und war auch vor Ort sehr präsent. Doch genau das Gegenteil ist eingetreten: Von der ersten Begrüßung bis zum letzten Panel war spürbar, dass das Handelsblatt-Team die Zügel fest in der Hand hielt. Die inhaltliche Ausrichtung, die Dramaturgie und die Diskussionskultur wurden konsequent von der Redaktion gestaltet – Schwarz Digits spielte dabei eine respektable, aber klar untergeordnete Rolle. Für mich war das ein echtes Qualitätsmerkmal: Hier stand der unabhängige, kritische Diskurs im Vordergrund, nicht die Interessen der Sponsoren. Das hat die Veranstaltung für mich besonders wertvoll gemacht.
Masterclasses: Praxis, Tiefe und echte Mehrwerte
Ein echtes Highlight der TECH 2025 waren für mich die Masterclasses – selten habe ich auf einer Konferenz so viel Substanz und Praxisnähe erlebt. Besonders beeindruckt hat mich die Session „The LLM War Is Over – Infrastructure Strikes Back: How Enterprises Can Build an AI-Ready Foundation for Scalable Value“ von Stephan Baier (MHP). Statt sich im Wettrennen um immer größere KI-Modelle zu verlieren, ging es hier um das, was Unternehmen wirklich weiterbringt: Wie baue ich eine KI-native Infrastruktur, die nicht nur effizient und sicher, sondern auch skalierbar ist? Die zentrale Botschaft: Die Zukunft gehört denen, die KI nahtlos in die eigenen Kernprozesse integrieren und eine stabile, unternehmensweite Basis schaffen. Mit Praxisbeispielen wurde klar: Wer jetzt auf Infrastruktur und Operational Excellence setzt, wird das nächste Jahrzehnt Innovation anführen – und nicht die, die nur auf den nächsten KI-Hype warten.
Medien, Authentizität und ein Panel mit Gänsehaut
Ein weiteres Highlight war das Panel „Medien, Authentizität und narzisstische Demütigungen“. Ex-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg moderierte mit einer Lockerheit, die ihn als echte Alternative zu Markus Lanz erscheinen ließ. Gemeinsam mit ARD-Vorsitzendem Florian Hager, Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel und Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes wurde offen diskutiert, wie Medien heute mit Shitstorms, Fake News und dem Spagat zwischen Haltung und Hybris umgehen. Es war ehrlich, selbstironisch und zeigte, wie wichtig Fehlerkultur und Diskurs für unsere Demokratie sind.
Heilbronn, Vertrauen und der Dreiklang, der Kräfte freisetzt
Was auf der TECH 2025 immer wieder durchklang: Vertrauen und der Dreiklang aus Demokratie, Wirtschaft und Technologie sind der eigentliche Gamechanger. Wenn alle Akteure zusammenarbeiten, entstehen ungeahnte Kräfte. Genau das war in Heilbronn spürbar – die Region entwickelt sich mit ihrem wachsenden Mikrokosmos, IPAI und starken Netzwerken zur perfekten Spielwiese für Innovation und Zukunftsmut.
Meine persönlichen Key-Takeaways
- Technologie und Daten als Zukunftswährung: Noch immer ist nicht bei allen Entscheidern angekommen, dass Daten und Tech die Basis für langfristigen Unternehmenserfolg sind. Wer jetzt nicht handelt, wird abgehängt.
- Datenhoheit und All-In-Mentalität: Souveränität und Unabhängigkeit bei Daten sind der Schlüssel. Hier reicht kein Zögern – nur ein All-In-Ansatz, etwa durch Investitionen in sichere deutsche Data Center, wird die Lücke schließen.
- KI als größte Disruption: KI ist nicht „nice to have“, sondern die größte Umwälzung seit dem Internet. Gewinner werden die, die KI schnell produktiv machen – also: machen, jetzt, schnell!
- Digital Co-Workers als Zukunft: KI-Agents und digitale Kollegen werden die Arbeitswelt radikal verändern – sie nehmen uns Arbeit ab, damit wir uns auf das Menschliche konzentrieren können. Aber: User-AI ist nicht gleich Enterprise-AI. Letztere ist viel spezifischer und entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit.
- Hausaufgaben für Deutschland: Wenn wir echte europäische Champions wollen, müssen wir jetzt Bürokratie abbauen, Ressourcen bündeln (Cluster!) und endlich fokussiert handeln.
- Netzwerke als Schlüssel: Ohne das IPAI-Netzwerk wäre ich nicht dabei gewesen – solche Ökosysteme machen aus einer Konferenz ein echtes Erlebnis.
Mein Fazit:
Die TECH 2025 hat für mich gezeigt: Deutschland kann mehr, als es sich oft selbst zutraut – wenn wir den Mut zum Machen, Vertrauen in Technologie und den Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wirklich leben. Die Energie der Minister, die Qualität der Masterclasses und die Offenheit im Diskurs haben ein echtes Gefühl des Aufbruchs vermittelt. Heilbronn ist mit seinem wachsenden KI-Ökosystem der perfekte Nährboden dafür. Jetzt liegt es an uns, dieses Momentum zu nutzen und gemeinsam die Zukunft zu gestalten – mit weniger Bedenkenträgerei, mehr Tempo und echtem Optimismus.